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Berliner Verkehr

Kurz & Knackig

Berlin ist die Stadt, in der Züge einst an bewachten Geisterbahnhöfen vorbeischlichen, heute am Wochenende durchfahren, ein adidas-Sneaker 2018 als Jahreskarte galt und das Ampelmännchen zum Verkehrsmaskottchen wurde.

Achtung - NICHT witzig

Ich hätte jetzt ja einen Witz über die Deutsche Bahn gemacht, aber der wäre nicht angekommen.

Hintergründe
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Geisterbahnhöfe: Züge fuhren, Türen blieben zu

Die Berliner Mauer zerschnitt nicht nur Straßen, sondern auch das Netz aus U-Bahn und S-Bahn. Ab 1961 rollten drei Linien von West nach West unter Ost-Berlin hindurch. Die Bahnhöfe im Osten wurden abgeriegelt, bewacht und nur für Wartung betreten. Züge schlichen im Schritttempo durch, Fahrgäste blickten in beleuchtete, aber menschenleere Räume, vorbei an Stacheldraht, Gittertoren und Grenzposten. Heute erklärt die Dauerausstellung „Grenz- und Geisterbahnhöfe im geteilten Berlin“ im S-Bahnhof Nordbahnhof diese Sonderwelt mit Fotos, Plänen und Zeitzeugnissen. Sie zeigt, wie die Linien U6 und U8 sowie die Nord-Süd-S-Bahn zu „transit tracks“ wurden, die offiziell existierten, aber im Alltag voller Ausnahmen steckten. Markierungen am Boden deuten ehemalige Sperranlagen an und machen die Absurdität des Systems greifbar. Wer tiefer einsteigen will, findet entlang der Bernauer Straße die zentrale Gedenkstätte Berliner Mauer mit Dokumentationszentrum, Freiluftausstellung und guter Kontextführung. Das macht die unterirdische Mauer erfahrbar, ohne Pathos und ohne Kitsch, und verbindet die Tunnelgeschichte mit den Spuren an der Oberfläche.


Nachtverkehr: Am Wochenende 24/7

Berlin lebt abends nicht von der Taxiflotte, sondern vom Takt. Unter der Woche fahren die U-Bahnlinien etwa von vier Uhr morgens bis ein Uhr nachts; in den Lücken übernehmen Nachtbusse und Metrotram. Zum Wochenende schaltet die Stadt hoch: U-Bahn und S-Bahn fahren durch, meist im 10- bis 15-Minuten-Takt. Das macht den Heimweg nach Konzerten und Clubs berechenbar und spart Nebenbei-Kosten, weil du kein Auto brauchst. Praktisch: Die Nachtbusse mit „N“ ersetzen werktags die U-Bahnlinien, sodass die meisten Korridore durchgängig abgedeckt sind. Auch für Besucher ist das System simpel: Tarifzonen A, B, C, dazu Tages-, 24-Stunden- oder Zeitkarten, die auf Bus, Tram, U und S gelten. Wer die Nacht liebäugelt, plant mit kürzeren Wegen zu Knotenpunkten wie Zoologischer Garten, Alexanderplatz, Warschauer Straße oder Hermannstraße, wo sich Linien kreuzen. Für spontane Trips hilft die offizielle Seite von Berlin.de mit Fahrzeiten und Hinweisen, und die BVG informiert in der App über Abfahrten und Störungen. So wird die nächtliche Stadt zur bequemen Spielwiese mit Rückfahrgarantie.


Sneaker als Ticket: Der EQT Support 93/Berlin

Im Januar 2018 zeigten die Berliner Verkehrsbetriebe und adidas, dass Nahverkehr auch Humor hat: 500 Paar eines speziellen EQT-Modells erhielten das markante BVG-Sitzmuster, gelbe Schnürsenkel – und eine eingearbeitete Jahreskarte für die Zonen A und B. Preis: 180 Euro. Der Clou: Das Ticket war als Stofflabel in der Zunge integriert und bis 31. Dezember 2018 gültig, allerdings nur, wenn du den Schuh trugst. Die Aktion war innerhalb weniger Stunden ausverkauft; vor dem Laden campierten Fans in der Kälte. Für die BVG war es Imagearbeit mit Augenzwinkern, für Sammler ein Stück Stadtgeschichte, das Popkultur, Preislogik und ÖPNV zusammenbrachte. Wer heute nachliest, findet die Eckdaten in der adidas-Jahreschronik und in Berichten großer Medien. Die Geschichte wirkt wie ein Stresstest für „öffentliche Ordnung vs. Straßenkultur“ – und zeigt, wie eine nüchterne Infrastruktur mit einer charmanten Idee weltweit Schlagzeilen macht.


Ampelmännchen: Fast weg, dann Kult

Der kleine Mann mit Hut wurde 1961 vom Verkehrspsychologen Karl Peglau entworfen, um Fußgängersignale intuitiver zu machen. Nach der Wiedervereinigung sollten die ostdeutschen Symbole dem westdeutschen Standard weichen. Daraus wurde ein Kulturkampf im Kleinformat: Designer und Fans, angeführt vom späteren Unternehmer Markus Heckhausen, sammelten alte Gläser, machten Lampen, veröffentlichten ein Buch und überzeugten Politik und Normung, das Ost-Motiv zuzulassen. Seit 2005 stehen die Ampelmännchen sogar in West-Berliner Bezirken, und viele Städte übernahmen sie – oft als freundlichere, besser erkennbare Figur. Heute ist das Ampelmännchen Souvenir, Marke und Erinnerungsanker an Alltag jenseits großer Parolen. Es zeigt, dass Versöhnung auch über gute Gestaltung funktioniert: ein Hut, ein Bauch und sehr klare Gesten. Wenn du genauer wissen willst, wie die Rettung gelang, lohnt der Blick in die Hintergrundtexte, von Wikipedia bis zu Originalquellen der Ampelmann-Firma und aktuellen Berichten.

Noch mehr Fun Facts
  1. In einigen Stationen hörst du heute Soundinstallationen, die Mauerfluchten thematisieren.

  2. Der Bahnhof Potsdamer Platz war während der Teilung eine der berühmtesten „Untergrundgrenzen“.

  3. Manche Ampeln in Berlin zeigen eine "Ampelfrau" mit Zöpfen.

  4. Die U4 ist mit rund 2,9 km die kürzeste Linie der Stadt.

  5. In der Museumsinsel-Station der U5 leuchtet die Decke wie das Bühnenbild von Friedrich Schinkel in der Zauberflöte.

  6. Viele BVG-Sitze haben ein inzwischen kultiges Anti-Graffiti-Muster – inspiriert die Sneaker-Optik.

  7. In der Nacht ersetzen N-Busse werktags die U-Bahnlinien eins zu eins.

  8. Das Ampelmännchen bekam 2017 ein eigenes Google-Doodle.

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Titelbild: Berlin
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